search

Neocid Spray (DDT) – 1000 mit einem Schlag

search

Urheber Ferdi Afflerbach
Druckjahr 1948
Blattgrösse (cm) 128×91
Drucktechnik Lithographie
Druckerei Paul Attinger
Zustand A
Angebotspreis 1'250 CHF
Kategorien Haushalt & Warenhäuser, Tierisches

Dass bei alten Originalplakaten häufig Nostalgie mitschwingt, liegt in der Natur der Sache und macht einen Teil ihres Reizes aus. Dann gibt es Blätter – meist sind es Waren- oder Abstimmungsplakate –, die einfach nur anachronistisch wirken; weniger aufgrund ihrer Aufmachung als wegen des beworbenen Produkts oder des politischen Themas. Und schliesslich gibt es Plakate, die lassen einen – immer vom heutigen Standpunkt aus, wohlgemerkt – einigermassen ungläubig staunen. Wie etwa dieses Blatt, das Ende der 40er-Jahre für das DDT-Produkt Neocid der Basler Chemiefabrik Geigy warb („1000 mit einem Schlag“ – da konnte das tapfere Schneiderlein natürlich einpacken). Wegen des Verdachts auf eine krebserzeugende Wirkung, wegen der Anreicherung in der Nahrungskette und wegen Reproduktionsstörungen ist DDT seit 1972 nicht nur in der Schweiz verboten. Nachdem es über Jahrzehnte hinweg das weltweit am häufigsten verwendete Insektizid war.

Eigentlich ist das Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan seit 1874 bekannt – aber erst Ende 1939 entdeckte der Geigy-Chemiker Paul Hermann Müller die insektizide Wirkung. Die Herstellung war vergleichsweise einfach, die Toxizität für Insekten aber hoch, während jene für Wirbeltiere als vernachlässigbar galt (wenn sie nicht ganz negiert wurde – aber das ist ein anderes Thema). So brachte Geigy das inzwischen patentierte Mittel 1942 unter den Namen Gesarol (Pflanzenschutzmittel) und Neocid (Hygienebereich) auf den Markt, wo es bald als Wundermittel galt (durchaus vergleichbar mit Penicillin – immerhin erhielt Müller 1948 den Nobelpreis): in der Landwirtschaft oder bei der Malaria-Bekämpfung, aber auch im Einsatz direkt an Menschen, etwa bei der Lausbekämpfung.

Bis 1962 die US-amerikanische Biologin Rachel Carson in ihrem Buch „Silent Spring“ auf die Risiken des DDt-Einsatzes hinwies – der Anfang vom Ende der Substanz. Sowie die Initialzündung einer globalen Umweltbewegung. In den sogenannten Schwellen- sowie Entwicklungsländern wird DDT weiterhin gegen Malaria-Mücken versprüht.

Und Ferdi Afflerbach? War ein Basler Gebrauchsgraphiker (1922 – 2005) in der Tradition von Donald Brun und Herbert Leupin: Das zeichnerische Element war und blieb ihm immer wichtig, auch als in den 50er-Jahren die Entwicklung hin zum kühl-sachlichen „Swiss Style“ Fahrt aufnahm, ob nun in der Zürcher (Josef Müller-Brockmann, Richard Paul Lohse) oder Basler Prägung (Armin Hofmann, Emil Ruder).