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Schweizerische Landesausstellung Bern

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Urheber Emil Cardinaux
Druckjahr 1914
Blattgrösse (cm) 127×89.5
Drucktechnik Lithographie
Druckerei Graph. Anstalt J. E. Wolfensberger
Zustand B+
Angebotspreis 2'200 CHF
Kategorien Bern(er Oberland), Messen | Festivals | Zoo, Tierisches

«Das ist der Höhepunkt der Ausstellung, dieser Gaul in der Haut einer Regenbogenforelle, mit Nashornbeinen und Elefantenfüssen! Es kann alles sein, was Sie wollen, ausser einem echten, ehrlichen Pferd.» Die zeitgenössischen Kommentare über das von Emil Cardinaux anlässlich der Schweizerischen Landesausstellung in Bern entworfene Plakat trieften vor Spott, Häme und Entgeisterung. Man kann das engstirnig finden. Oder durchaus nachvollziehbar, denn am Vorabend des Ersten Weltkriegs sollte die Landi das Identitäts- und Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Grüne Pferde waren da nicht unbedingt das, womit sich der Schweizer identifizieren wollte. Als skandalträchtig galt auch, dass Cardinaux für seinen mit dem 1. Preis ausgezeichneten Entwurf 2000 Schweizer Franken zugesprochen erhielt (das wären heute rund 22’000 Franken).

Dass die Wahl auf den gewagten Entwurf fiel, war einer progressiven Wettbewerbsjury zu verdanken, der unter anderem Ferdinand Hodler angehörte. Ihm dürften die entrüsteten Kommentare nur allzu bekannt vorgekommen sein, galt er doch kaum ein Jahrzehnt vorher noch manchem Fachmann als Schmierfink und Landesverräter.

Cardinaux’ Versuch, progressive Tendenzen ausgerechnet über ein Landi-Plakat unter die Leute zu bringen, missriet also völlig (er hütete sich danach, ähnliche Experimente zu wagen), so dass Plinio Colombis mit dem 2. Preis ausgezeichnete und viel konventionellere Darstellung der wolkenverhangenen Jungfrau dann ebenfalls gedruckt wurde, um vor allem im Ausland verwendet zu werden. Das beruhigte die Gemüter etwas.

Andererseits zeigte sich so, dass ein Plakat landesweit zum Thema werden vermochte und die damalige Auffassung bestätigte, wonach Plakate die «Kunst der Strasse» und ein «Volksbildungsmittel» seien. Was wiederum die Bedeutung des Plakats in der Schweiz stärkte und seine Entwicklung zu einer im internationalen Vergleich herausragenden Stellung stützte.