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St. Moritz

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Urheber Charles Kuhn
Druckjahr 1928
Blattgrösse (cm) 102.5×64.5
Drucktechnik Lithographie
Druckerei Wolfsberg
Zustand B
Angebotspreis auf Anfrage
Kategorien Graubünden, Schweiz, Wintermotive

Originales St. Moritz-Plakat von Charles Kuhn aus der Ära des Art Déco, das beweist: Es geht tatsächlich auch ohne Landschaft, Berge, Wintersport. Dementsprechend sticht der im stiebenden Schneegestöber Saxophon spielende Schneemann – standesgemäss mit Fliege und Zylinder – aus der langen Reihe von Plakaten heraus, die der Verkehrsverein St. Moritz in Auftrag gab. Ob die Verantwortlichen des Engadiner Skiorts bewusst einen neuen Ansatz verfolgten, fern von Sonne, Ski und Sportevents? So oder so waren sie offensichtlich mit dem originellen Ansatz wie auch mit der Botschaft sehr einverstanden: Bei uns geht frisch-fröhlich auch nachts die Post ab – selbst der Jazz ist hier schon angekommen!

Bemerkenswert auch, dass Kuhn bloss drei Farben für dieses Schmuckstück brauchte – also bloss drei Steine präpariert werden mussten und somit auch nur drei Druckvorgänge nötig waren. Eine wesentliche Kosteneinsparung und ein grosser Unterschied zu den viel aufwendigeren malerischen Plakaten, wie sie vor allem vor, teils aber auch parallel zum flächigen und deshalb für Plakate viel geeigneteren Art-Déco-Stil noch üblich waren.

Dass der schwarze Balken unten hingegen etwas unmotiviert wirkt, ist dem Umstand geschuldet, dass das Motiv ursprünglich fürs im Ausland nicht einsetzbare Schweizer Weltformat (128×90,5 cm) konzipiert wurde. Für den Druck im Tourismusformat (102×64 cm) konnte es aufgrund der unterschiedlichen Seitenverhältnisse also nicht einfach übernommen werden. Das Ganze aufzublähen hätte jedoch bedeutet, Wesentliches wegzulassen, und so blieb nichts anderes übrig, als aus der eigentlich bloss als schmaler Sockel dienenden schwarzen Linie einen Block zu machen.

Dem Jurassier Charles Kuhn (1903 – 1999) wird das kaum gefallen haben – schlaflose Nächte hatte er deswegen aber sicher auch nicht, denn er sah sich stets als Gebrauchsgraphiker, der sich in den Dienst des Auftrags stellt; ernsthafte Ambitionen, auch als Bildender Künstler wahrgenommen zu werden, hatte er nie (selbst wenn er 1942 an einer Gruppenausstellung in Lausanne teilnahm). Zeitgenössische Quellen sind daher praktisch unauffindbar, und eine eigentliche Biographie steht so noch aus. Das ist Kuhn insofern etwas zum Verhängnis geworden, als er zwar im Schweizer Plakatschaffen beileibe kein Unbekannter ist, er aber doch nicht jene Anerkennung erfährt, die ihm gebührte.

Bekannt ist bloss, dass Kuhn schon als 15-Jähriger in Lausanne – wohl bei der Druckerei Marsens – eine Lithographenlehre in Angriff nahm und sich 1922 in Zürich von Meister Johann Edwin Wolfensberger anheuern liess. Hier brachte er zunächst fremde Entwürfe auf die Steine, ehe er ab 1927 an die 80 Plakate entwarf, mit wenigen, aber kräftigen Farben, so gut wie alle für Produkte – Landschaften jedenfalls finden sich bei ihm praktisch keine. Ob er sein Verständnis von Abstraktion, Stilisierung und Farbenlehre nach der Lehre im Ausland verfeinerte: unbekannt. 1945 machte er sich selbständig und konzentrierte sich vor allem auf Weinetiketten.

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